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Eine OP und ein Update zu unseren Sorgenfellchen

Vorgestern hat Hof Butenland zwei neue Bewohner in der Herde begrüßt, die 5jährige Tilda und ihr mittlerweile 6 Tage altes Bullenkalb, das wir Karlsson getauft haben. Heute stand gleich ein wichtiger Termin auf dem Plan, denn die Mutter leidet an einer Labmagenverdrehung. Dieser Krankheitsverlauf kann sehr schnell bei schwangeren Kühen auftreten. Der trächtige Uterus drückt den Pansen hoch, so dass der Labmagen nach links verrutschen kann. Nach der Geburt sinkt der Pansen ab und kann den Labmagen links festhalten. Das führt dann zu niedrigem Blutdruck und Gasansammlungen, die wiederum eine sich vergrößernde Gaskuppel hervorrufen. Diese drückt den Labmagen dann dorsal an der linken Bauchwand entlang. “Dorsal” steht in der Fachsprache für “zur Rückseite des Körpers oder eines Körperteils bzw. eines Organs hin”, das Gegenteil ist “ventral”. Notiert euch das ruhig und erntet Bewunderung, wenn ihr es beim nächsten Familientreffen in den Small Talk einfliessen lasst.

Wieso eine Labmagenverdrehung nur bei manchen Müttern auftritt, ist noch nicht ganz geklärt, Mediziner gehen davon aus, dass mehrere Ursachen da zusammenkommen. Ein hoher Anteil von Kraftfutter im täglichen Essen kann ein Grund sein, da die dadurch aufgenommene größere Masse an flüchtigen Fettsäuren einen Blutunterdruck erzeugen kann. Auch zu nasses Futter oder ein geringer Anteil an effektiven Fasern, also Nahrung, die zum Beispiel ein längeres Wiederkäuen ermöglichen, kann einen Anteil an der Diagnose haben. Auch leicht gärende Futtermittel wie Bierhefe, Treber oder Trester können eine Ursache sein. Hierbei kommt es schnell zu Blähungen und dadurch zu einem Auftreiben des Labmagens. Das geht oft Hand in Hand mit einem Stillstand der Magen-Darm-Motorik. Natürlich spielt auch wie bei so vielen modernen Tierkrankheiten die Überzüchtung eine nicht unwesentliche Rolle.

Unsere neue Bewohnerin hat zwar Medikamente bekommen, bei denen die Hoffnung bestand, dass der Labmagen von selbst wieder in die richtige Position rutscht, aber leider haben sie nicht angeschlagen. Also musste heute unser Doktor ran und eine OP war unumgänglich. Hier zitieren wir einfach mal die endoskopische Methode nach Janowitz, denn die hat sich bei diesem Eingriff bewährt und wurde deshalb auch von unserem Tierarzt gewählt: “Am stehenden Tier wird zunächst von der linken Flanke aus endoskopisch der Labmagen punktiert und entgast, dann wird ein Knebel (Toggle) mit einem langen Faden in den Labmagen eingesetzt.” Die Fäden an der linken Bauchwand können wir bereits nach 10 Tagen ziehen, nach circa 4 – 6 Wochen kann auch die Mullbinde am Unterbauch entfernt werden und der Labmagen ist dann an der richtigen Position mit der Bauchwand verwachsen.

Alles in allem war das Ganze also wieder ein interessanter Tag auf Hof Butenland. Unser neues Herdenmitglied hat den Eingriff prima überstanden, da der Krankheitsverlauf früh entdeckt wurde, ist ihre Prognose auch sehr gut. Und die Nachversorgung durch optimales Essen und ein waches Auge auf die Patientin ist auf Butenland ja sowieso selbstverständlich. Sie kann jetzt also in aller Ruhe (und völlig berechtigt!) ihrem Sohn vormuhen, wie tapfer sie war.

Am Ende des Videos seht ihr, wie Indira Karlsson Effydral spendiert. Das ist ein Brausetablette, die Elektrolyte, Kalium und andere wichtigen Nährstoffe liefert. Davon braucht unser Nesthäkchen eine Zusatzportion, da es Durchfall hat und so zusätzlich stabilisiert wird. Nicht im Video zu sehen ist, wie wir unseren Krankenstall umstrukturiert haben. Ganz links steht nun Marieke in ihrem Abteil, die sich auf dem Weg der Besserung befindet, öfter aufsteht und gut isst. In der Mitte folgt Lina, die mittlerweile wohl endgültig über dem Berg ist. Von ihr gab es eine sehr schöne Szene bei der OP, denn gleich nebenan wohnen Tilda und Karlsson. Als die Mutti behandelt wurde, legte sich der Kleine an den Zaun zu Lina, die ihn direkt abgeleckt hat. Alle anderen Rinder befinden sich im Campingmodus auf den Weiden, nur Lenchen und Lisbeth harren nachwievor bei Marieke aus und muhen ihrer neuen besten Freundin Beistand zu. Zusammengefasst kehrt gerade wieder die Sonne auf den Hof zurück, was nach den zwei schmerzhaften Abschieden von Trine und Mia aber auch dringend nötig war.

Hof Butenland ist ein Lebenshof für sogenannte Nutztiere, aber auch Haustiere, die vor der Schlachtung, dem Hungertod oder aus schlimmer Vernachlässigung gerettet werden konnten. Die Tiere, die hier leben, brauchen keinen Nutzen mehr zu erfüllen, sondern können das tun, wofür sie auf der Welt sind: leben.

Hof Butenland is a farmed animal sanctuary. We rescue and provide lifelong care for animals that have been saved from slaughter, neglect, exploitation and abuse. Hof Butenland is their lifetime home now.

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